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Moderne Stadtentwicklung in Berlin-Mitte Protest gegen die Genehmigung des Regierenden Bürgermeisters, das Metropol-Theater an der Friedrichstraße in Berlin-Mitte abzureißen

Metropol-Theater / Admiralspalast zum Abriß freigegeben

PRESSEMITTEILUNG DES LANDESDENKMALRATES BERLIN

PROTEST GEGEN AUFHEBUNG DES DENKMALSCHUTZES "METROPOL-THEATER / ADMIRALSPALAST":
OFFENER BRIEF AN DEN REGIERENDEN BÜRGERMEISTER

Die Stadtteilvertretung Spreeinsel in der historischen Mitte Berlins schließt sich dem Protest gegen die Abrißgenehmigung an. Herr Regierender Bürgermeister! Ändern Sie die Vorgehensweise des Berliner Senates in diesen Fragen und lernen Sie von anderen Kulturen und Nationen. Die kulturelle Idendität der Stadt und ihrer Bürger mit ihrer Bau- und Stadtgeschichte darf von der Politik nicht weiter "abgebrochen oder niedergelegt" werden. Das Metropol-Theater darf nicht abgebrochen werden!

Berlin, den 10. Mai 2003, Stadtteilvertretung Spreeinsel, Sprecherin

Vor genau drei Jahren protestierten wir beim damaligen Regierenden Bürgermeister Diepgen gegen den Abriß des Ahornblattes!

Herrn Klaus Wowereit
- Senatskanzlei -
Rathausstraße 15
10173 Berlin

Offener Brief

Betr.:
Protest gegen Aufhebung des Denkmalschutzes "Metropol-Theater / Admiralspalast"

Sehr geehrter Herr Regierender Bürgermeister,
Gegen das Votum des vom Berliner Senat bestellten Landesdenkmalrates und der zuständigen Senatoren für Kultur und Stadtentwicklung haben Sie entschieden, den Denkmalschutz für den Komplex "Metropol-Theater" aus Vermarktungsgründen zur Disposition zu stellen. Das Verkaufsexposé des Liegenschaftsfonds Berlin schließt zwar Sanierungsmöglichkeiten nicht aus, macht aber aufgrund des Wirtschaftlichkeitsgebotes die Abriss-Lösung zwingend. Trotz der katastrophalen Haushaltslage protestieren wir nachdrücklich aus den nachfolgenden Gründen gegen Ihre Entscheidung und bitten Sie um eine schnellstmögliche Revision des Bieterverfahrens:

  1. Das Metropol-Theater stellt seit knapp einhundert Jahren einen der zentralen und populären Orte der Berliner Hauptstadtkultur dar und ist ein völlig unumstrittenes, hochrangiges Baudenkmal. Es hat etliche Umnutzungen und Umbauten durch fünf wechselvolle deutsche Staatsepochen unbeschadet überstanden und ist in seinen denkmalgeschützten Fassaden und Raumteilen voll sanierungsfähig. Wenn es die gegenwärtige wirtschaftliche Krise der Stadt (und sei es vorerst nur durch Sicherungs- und Unterhaltungsmaßnahmen) überlebt, wird es aufgrund seiner hohen geschichtlichen, künstlerischen und städtebaulichen Bedeutung wieder erheblich zur kulturellen Attraktivität und Identität der Berliner Mitte beitragen können.
  2. Die Abrissgenehmigung eines erstklassigen Baudenkmals im Eigentum der Öffentlichen Hand aus Gründen des Haushaltsnotstandes stellt - abgesehen von der umstrittenen Frage der juristischen Zulässigkeit - einen nicht hinnehmbaren und unverantwortlichen Präzedenzfall dar, der das gesetzlich verankerte Gebot des Denkmalschutzes unterminiert. Wie könnte die Erhaltungslast anderer öffentlicher Denkmäler weiterhin eingefordert werden, wie der private Denkmaleigentümer zur sachgerechten Erhaltung verpflichtet werden, wenn die ertragsmaximale Verwertung von Denkmal-Immobilien bzw. ihrer Grundstücke zur offiziellen Strategie gemacht wird?
  3. Der Landesdenkmalrat schlägt für den äußerst attraktiven Standort eine "Paketlösung" vor, die die Veräußerung des Metropol-Theaters / Admiralspalastes nur gemeinsam mit dem benachbarten Grundstück Friedrichstraße 100 vorsieht und nicht mehr auf einer ausschließlich kulturellen Nutzung beharrt, um die Chancen weiterer Nutzungsmöglichkeiten sinnvoll zu erhöhen. Der Verkehrswert des Baugrundstückes, gekoppelt an die Investitionslast des Denkmalkomplexes, würde für Berlin zwar kurzfristig einen reduzierten finanziellen Erlös abwerfen, langfristig aber einen hohen substantiellen Gewinn darstellen. Um das vorgeschriebene Bieterverfahren in diesem Sinne zum Erfolg zu führen, halten wir allerdings über die Ausschreibung hinaus ein aktives Denkmalmanagement für geboten, zu dem wir gern unseren Rat anbieten.
  4. Bis ein geeigneter Investor gefunden wird, empfehlen wir, den substanzschädigenden Leerstand schnell durch eine Zwischennutzung zu ersetzen. Das beschämend verwahrloste Baugrundstück Friedrichstraße 100 könnte als temporärer Cityparkplatz ebenso wie die Einnahmen aus der Werbung an dem eingerüsteten Admiralspalast so lange die Kosten der erforderlichen Sicherungs- und Unterhaltungsmaßnahmen erwirtschaften.
Wir sind davon überzeugt, dass das Potenzial historischer Orte und Bauten ein unersetzbares und nachhaltiges Zukunftskapital Berlins darstellt und appellieren an die kulturelle Öffentlichkeit, durch Unterstützung unserer Initiative zu verhindern, dass Berliner Kulturdenkmäler wie das Metropol-Theater in Krisenzeiten einem kurzfristigen und ausgesprochenen kurzsichtigen Ausverkauf geopfert werden.

Mit freundlichen Grüßen,
gez. Prof. Dr. Adrian von Buttlar
(Vorsitzender des Landesdenkmalrates Berlin)

Metropol-Theater, Friedrichstraße (ehem. Theater im Admiralspalast)

Die originelle Fassade des ehemaligen Admiralspalastes, seit 1955 Metropol-Theater, beherrscht die Straßenfront an der Nordseite des Bahnhofs Friedrichstraße. Heinrich Schweitzer entwarf den mehrflügeligen Gebäudekomplex 1910-11 auf dem weitläufigen Grundstück des früheren "Admiralsgartenbades" alsVergnügungspalast mit luxuriösen Bädern, Eislaufbahn und Restaurants. Im Sinne antiker Thermenanlagen wollte man Sport- und Freizeiteinrichtungen mit dem Badebetrieb verbinden und dem Vergnügungsviertel rund um den Bahnhof Friedrichstraße eine neue Attraktion hinzufügen. Die Eisbahn im hinteren Gebäudeteil an der Planckstraße, zu dem man durch das Vorderhaus über einen repräsentativ in neobarocken Formen gestalteten Hof gelangte, wurde 1922 von den Architekten Kaufmann und Wolffenstein zu einem Varieté-Theater umgebaut, die darüber liegenden Bäder blieben zunächst unangetastet. Nach mehreren Umgestaltungen des Theaterraumes in den 1930er Jahren erfolgte 1939-40 ein durchgreifender Umbau nach Plänen von Paul Baumgarten zu einem Operettentheater, einer "festlich schönen Erholungsstätte". Dieser Umbau prägt trotz späterer Veränderungen das Theater bis heute.

Die der ursprünglichen Nutzung entsprechende Gestaltung der Straßenfassaden an Friedrichstraße und Planckstraße mit verspielt pompösem Schmuck in freier Adaption antiker Formen ist weitgehend erhalten. Für die Front an der Friedrichstraße, die zugleich ganz plakativ Werbung für das Etablissement machen sollte, schuf Schweitzer eine Gliederung mit kolossalen dorischen Halbsäulen aus Granit und Relieftafeln von Franz Naager aus istrischem Kalkstein. Die Tafeln füllen die Wandflächen zwischen Fenstern und Säulen und wirken wie eine Sammlung klassisch-antiker Fundstücke. Die Fassade an der Planckstraße mit ihrem eigenwilligen Klinkerdekor unter Verwendung von römischen und maurischen Motiven stammt von dem Bildhauer Ernst Westphal.

Am 21. und 22. April 1946 fand im Theatersaal der sogenannte Vereinigungsparteitag statt. Unter dem Druck der sowjetischen Besatzungsmacht wurden SPD und KPD zur SED zusammengeführt, ein Symptom der beginnenden Spaltung Deutschlands.

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